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 Sie kommen

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Habbo
Lullaby
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BeitragThema: Sie kommen   Sie kommen EmptySo Jun 29, 2008 2:19 pm

Tjaa sowas entsteht wenn man Anne Frank liest, sich Gedanken macht und man Langeweile hat ^^ Ist schon n bisschen länger her, dass ich das geschrieben hab, ich hoffe es gefällt euch trotzdem ^.^


„Sie kommen“, rief mein Vater mir zu „versteck dich!“ Dann stürmte er aus unserer kleinen Wohnung. Ich wusste nicht genau, wovon die Rede war, trotzdem kroch ich in den Schrank. Ich zog die Tür zu und spürte, wie sich ein Besenstiel in meinen Weg stellte. Wo war Vater nur hingegangen? Das letzte, was ich von ihm sah, war seine schwarze Mütze, wie sie im Kontrast mit dem hellen Neujahrsschnee nur so hervorstach.
Schwere, polternde Stiefel rissen mich aus den Gedanken. Ein Klopfen an der Tür. Ein weiteres, nur lauter. Ein Schrei, in Form eines Befehls. Es folgte ein kurzer Augenblick Stille, dann zerbarst die Haustür und irgendwelche Menschen, in Soldatenkleidung mit einem Hakenkreuz auf der Brust, traten ein. Ich lugte vorsichtig durch den kleinen Spalt, der sich zwischen den beiden Schrenktüren breit machte. Jemand schmierte etwas auf einen der Küchenstühle. Ich stützte mich auf und hob mich etwas an, um besser sehen zu können. Es war ein Stern, genauso ein Stern, den ich an mir tragen musste, wenn ich auf die Straße ging. Ein „Davidsstern“.
„Wir wissen, dass du hier irgendwo bist“, rief eine tiefe, knarzige Stimme. Ich zitterte, meine Hände umklammerten fest den Besenstiel. Wieder hörte ich Schritte, doch dieses Mal bewegten sie sich von mir weg. Ich atmete leise auf und setzte mich etwas entspannter hin.
„Judenbalg, wo bist du?“, die Schritte kamen zurück und ich hörte ein lautes Knallen. Einer der Soldaten hatte einen Schuss abgefeuert, mitten in das Zentrum des Sterns. Ich klammerte mich fester an den Besenstiel und rückte weiter in den Schrank. Irgendetwas drückte mir in den Arm, doch das war mir in dem Moment egal.
„Verdammtes Gör“, fluchte die Stimme. Durch meinen Sehspalt sah ich nichts mehr - irgendwer hatte sich davor gestellt. Angst machte sich in mir breit, sie mischte sich unter mein Blut und floss mit ihm durch meine Adern. Auf einmal biss grelles Sonnenlicht meine Augen. Jemand hatte die Tür aufgemacht und zerrte mich hoch. Ich schrie so laut ich konnte, doch als Reaktion darauf, stopfte man mir einen alten, müffelnden Lappen in den Mund. Ich wollte ihn ausspucken, doch es gelang nicht. Der Lappen saugte meinen Mund aus, genauso wie es die Nazis bald mit meinem Leben machen würden.
„Kleines Miststück“, brüllte der Befehlshaber. Sie zogen mich aus der Wohnung und schoben mich in einen Lastwagen, in dem schon viele andere saßen. Ich hörte ein „Heil Hitler“ und die Türen wurden verschlossen. Somit existierte die einzige Licht- und Luftzufuhr nicht mehr. Ich sah nichts, aber in mir loderte tiefer Hass auf diese Männer. Ich roch den Gestank der Leichen, die hier vor sich hinmoderten. Der Wagen setzte sich in Bewegung und ich wurde gegen einen Menschen gestoßen.
„Miriam, mein Mädchen“, flüsterte der Mensch in mein Ohr. Ich tastete ihm auf dem Kopf herum und spürte den Stoff einer Mütze.
„Vater, wo warst du?“
„Ich wollte Tante Zarah vor ihnen warnen, doch sie war nicht da, also wurde ich auch geschnappt.“
Stille drückte sich auf uns herab, lange Zeit war das einzige Geräusch der Motor des Wagens.
„Zusammen oder Getrennt?“, fragte mein Vater plötzlich.
Die Tür wurde geöffnet. Wir sollten aussteigen. Ich stolperte ins Freie und bekam dafür einen Schlag auf den Rücken. Ich biss mir auf die Lippe um nicht loszuweinen. „Zusammen oder Getrennt“, ich wusste was er damit meinte. Es schwebten Erinnerungen durch meinen Kopf, wie Vater und ich damals auf dem Königsplatz waren. Damals, als die Nazis noch nicht da waren, damals, als sie meine Mutter noch nicht getötet hatten. Eine Erinnerung schob die Andere weg. Soweit ich wusste waren die wichtigsten Dinge in meinem Leben zusammen mit meinem Vater geschehen. „Zusammen oder Getrennt“, ich dachte weiter nach.
Wir stellten uns in eine Reihe und jeder wurde nach seinem Alter und seiner Herkunft gefragt.
„14 Jahre, Schweden“, antwortete ich.
Mein Vater blickte mich durchdringend an. „Zusammen oder Getrennt“, es war die letzte Chance. Ich sah mein Leben im Schnelldurchlauf passieren. „Zusammen oder Getrennt“, ich drückte die Hand meines Vaters. Er nickte kurz.
„Zusammen oder Getrennt“, wiederholte er auf Hebräisch und zog an meinem Arm. Er rannte los, ich hinterher.
„Hey, stehen bleiben ihr Juden“, brüllte jemand.
Mein Vater blickte mich ein letztes Mal liebevoll an.
Dann: Schüsse
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BeitragThema: Re: Sie kommen   Sie kommen EmptySo Jun 29, 2008 7:39 pm

Also ich finde deine Geschichte gut gelungen. Sie regt echt zum Nachdenken an. Die Handlung ist gut geschildert, es wird soviel Information gegeben, dass man weiß, was gemeint ist bzw. wie es weitergeht, ohne, dass man es ausspricht.

Mir gefällt es sehr gut ^^
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